Der dörflichen Identität verpflichtet

Die Vorsitzende des Vereins Alt-Rothenburg wertet das heimatpflegerische Engagement von Georg Metzger in Habelsee als beispielhaft

 
Über 200 Jahre alt ist der von Michael Sprenger zum Gedenken an seine Eltern gestiftete Grabstein. Um seine Reinigung kümmerte sich Georg Metzger (Foto), der auch die Dorfchronik neu aufgelegt hat. Foto: Karin Bierstedt

HABELSEE (bi) – Georg Metzger stehe stellvertretend für eine aussterbende Generation von Menschen, die sich um ihre Orte sorgten und deren Besonderheiten für die Nachwelt zu erhalten versuchten. Mit diesen Worten würdigte Karin Bierstedt, Vorsitzende des Vereins Alt-Rothenburg, in einer Mitteilung das heimatpflegerische Engagement von Georg Metzger in Habelsee.

Von der Dorfchronik, die der ehemalige Pfarrer Wilhelm Dannheimer 1949 erstellt habe, sei Metzger so beeindruckt gewesen, dass er sich um eine Fortschreibung und Neuauflage kümmerte.

Im Jahr 2009 sei diese Arbeit fertig gewesen, so Karin Bierstedt. Georg Metzger habe in dem Buch die Entwicklung Habelsees nach dem Krieg bis in die neuere Zeit dokumentiert. „Mit viel Herzblut, der Unterstützung durch den damaligen Bürgermeister Robert Karr und der ganzen Gemeinde kam eine lesenswerte fränkische Dorfchronik zustande“, schwärmt die Vorsitzende.

Habelsee, das in einer Urkunde von 1128 erstmals Erwähnung fand, Ende des 14. Jahrhunderts rothenburgisch wurde und seit der Gebietsreform 1978 zur Gemeinde Ohrenbach gehört, stehe hier exemplarisch für den Wandel in den Dörfern des Rothenburger Umlands, „in denen die Spuren der Vergangenheit langsam und oft unbeachtet vergehen“.

Schloss wurde mehrmals beschädigt

Das Habelseer Schloss und seine Kapelle haben, wie die Vorsitzende unter Verweis auf die akribische Arbeit Metzgers zusammenfasst, „im Laufe der Geschichte mehrmals Schaden erlitten und wurden immer wieder aufgebaut und neu mit Leben gefüllt“.

Lange hätten Rothenburger Patrizierfamilien das ehemalige Wasserschlösschen als Sommerresidenz erhalten, wobei es vor allem ab dem Ende des 17. Jahrhunderts immer wieder Besitzerwechsel gegeben habe. Im 18. Jahrhundert hätten die damals zuständigen Schlossherren mit der Familie Sprenger eine Gärtnerfamilie im Dienst gehabt, „die sich wohl sehr gut um die Anlagen gekümmert hat“. Sohn Michael Sprenger sei offenbar „besonders begabt“ gewesen und deshalb von den Schlosseigentümern mit einem Stipendium unterstützt worden. So habe er in Rothenburg das Gymnasium besuchen können. Er habe von der Stifterfamilie auch eine Unterkunft und die Verpflegung gestellt bekommen und dadurch eine für ein Dorfkind ungewöhnlich gute Schulbildung erhalten.

1774 hatte Sprenger, wie aus der Dorfchronik hervorgeht, seine Heimat verlassen und es in der russischen Armee, bei welcher sich damals viele Deutsche verdingten, bis zum „Feld-Ingenieur und Oberst-Lieutenant“ gebracht.

Nach den Napoleonischen Kriegen und dem Rückzug der Franzosen kehrte Mich ael Sprenger Anfang des 19. Jahrhunderts zurück in sein Heimatdorf Habelsee. Seine Eltern traf er dort nicht mehr an. Die beiden waren 1807 und 1809 im Alter von über 80 Jahren verstorben.

Zu ihren Ehren ließ Sprenger 1814 einen ganz besonderen Grabstein anfertigen und ging wieder zurück nach Russland. Dieses besondere Ehrenmal steht heute noch an exponierter Stelle am Habelseer Friedhofseingang. Doch war der Zahn der Zeit auch an diesem Steinmonument nicht spurlos vergangen.

Den Stein auf eigene Kosten gereinigt

Georg Metzger, der sich lange als Siebener in der Gemeinde engagiert hatte, nahm sich des Steins an und ließ ihn auf seine Kosten säubern. Gerhard Haag kümmerte sich um die Restaurierung, die einige Zeit in Anspruch nahm. Zeitaufwendig gestaltete sich das händische Nachzeichnen der Inschriften.

Die Kosten dafür übernahm Georg Metzger, was Karin Bierstedt tief beeindruckt. „Sein Engagement für die Geschichte des Ortes und seine Sorge um den Erhalt dieses besonderen Denkmals zeichnen ihn aus“, betonte die Vorsitzende des Vereins Alt-Rothenburg.