01.03.2013 | Das Rathaus in Rothenburg ob der Tauber

Winter-Vortrag – 2012/13

 

Freitag, 1. 3. 2013
Dr. Karl-Heinz Schneider
Der Renaissance-Trakt des Rothenburger Rathauses (1572 – 1580)
im Kontext der baulichen Unternehmungen der Stadt
in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts“.

 

Repräsentative Bauten schmückten Rothenburg
gegen Ende des 16. Jahrhunderts

Es wird immer noch zu wenig beachtet und ist vielen nicht bewusst, dass die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zu den Blütezeiten der Stadt Rothenburg gehörte. Nach den Wirren des Bauernkriegs und den konfessionellen Kämpfen um die Mitte des Jahrhunderts war eine relativ friedliche Zeit eingezogen, in der Stadt und Land offenbar Stabilität und Wohlstand erlebten. Dies erlaubte in der Stadt eine starke Bautätigkeit. Einerseits gilt dies für zahlreiche Privatbauten, die in der Regel eher wenig auffällig sind – sieht man einmal vom prächtigen „Baumeisterhaus“ in der Oberen Schmiedgasse ab. Man muss nur ein wenig in den von den Fliegerbomben des 2. Weltkriegs verschonten Vierteln der Altstadt herumspazieren, und man wird Dutzende von stattlichen Häusern und Scheunen entdecken, die in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg neu errichtet wurden. (Ein Beispiel ist z. B. das evangelische Dekanatsgebäude.)

Andererseits erlaubten die Finanzen der Stadt und der großen Stiftungen Baumaßnahmen, wie sie seit langen Jahrzehnten nicht mehr möglich gewesen waren. Neben der Jakobskirche entstand 1589/91 das neue Gymnasium, im Kappenzipfel der Neubau des Spitals (1574/78), an mehreren Stellen errichtete man große öffentliche Brunnen, die das auf dem modernste Stand der damaligen Technik stehenden Pumpwerk in der Bronnenmühle speiste.Die Zeit vor und um 1600 prägte also das heutige Stadtbild entscheidend.
Ganz besonders gilt dies natürlich für das Rathaus. Im Jahre 1501 wurde es bei einem Brand teilweise zerstört. In den folgenden Jahrzehnten wurde es wieder instandgesetzt.

Ab 1572 begannen dann die Planungen und Baumaßnahmen für den Renaissancetrakt. Karl-Heinz Schneider hat in seiner 2008 vorgelegten kunsthistorischen Dissertation die komplexen Entstehungsstränge, aus denen schließlich der heute zu sehende, noch immer weit und breit bewunderte Rathausbau resultierte, in jahrzehntelanger Arbeit untersucht und überzeugend dargelegt.

In seinem Vortrag beim Verein Alt-Rothenburg wird er auch auf die interessante Fragestellung eingehen, ob und inwiefern Rothenburg damals in Anlehnung an andere Städte wie etwa Augsburg ein repräsentatives „Bauprogramm“ verfolgte, das der Stadt ein neues, dem Geschmack der Zeit um 1600 entsprechend „fortschrittlich-urbanes“ Gesicht verleihen sollte. Man muss zumindest von einer „partiellen Regulierung der wichtigsten Straßenzüge“ ausgehen.

 

Ein Blick in die Veranstaltung