23.10.2012 | Leben und Überleben (…) geflohener…

Im Winter 1944/45 hält sich eine junge Frau aus Augsburg mehrere Monate lang auf dem abgelegenen Käshof bei Crailsheim auf; über Weihnachten und Silvester bekommt sie Besuch von ihrem Vater und ihrem (angeblichen) Ehemann.

Mehr als fünfzig Jahren später stellt sich heraus, dass es sich bei den Gästen der Familie Kaiser um Verfolgte der Nationalsozialisten handelt, die im Untergrund überleben konnten. Weshalb kamen der jüdische Max Rosenfelder, seine Tochter Ilse und ihr Begleiter Willi Bruchhausen auf den Käshof? Unter welchen Umständen wurden sie dort aufgenommen? Und wer waren die „Retter“?

Die Geschichte um Leben und Überleben in der Endphase der NS-Zeit zeigt unter anderem, dass der Versuch, klar zu definieren, wer gut oder böse, Täter oder Retter ist, nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt.

Eine Zuflucht für Verfolgte – Der Untere Käshof bei Weipertshofen (Crailsheim) im 3. Reich

Im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen findet sich als stattliches Gehöft der Untere Käshof aus der ehemaligen Gemeinde Weipertshofen bei Crailsheim (heute Gemeinde Stimpfach). In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs spielte sich in dem einsam gelegenen Anwesen eine lange Zeit unbekannt gebliebene Geschichte ab. Ein jüdischer Kaufmann aus Augsburg mit seiner zwanzigjährigen Tochter sowie ein Wehrmachtssoldat, die seit langem auf der Flucht waren, konnten auf dem Käshof unterschlüpfen und überleben.

Ulrike Marski, Mitarbeiterin des Museums, hat die Geschichte der Verfolgten gründlich erforscht und zusätzlich die Verhältnisse in einem fränkisch-hohenlohischen Dorf während des 3. Reiches analysiert. Nachlesen kann man das und weitere Forschungsergebnisse zum Käshof in einer 175-seitigen Publikation des Freilandmuseums aus dem Jahr 2001, an der Ulrike Marski maßgeblich beteiligt war. Die Wissenschaftlerin ist Expertin für die Dorf- und Regionalgeschichte im württembergischen Franken und hat sich intensiv dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt.

Frau Marski hielt ihren Vortrag im Rahmen der vom Evangelischen Bildungswerk organisierten „Jüdischen Woche“ am Dienstag, 23. Oktober, 20.00 Uhr, im Gasthof „Zur Glocke“ (Kelter).

 

Das lesenswerte Buch zum Vortrag

Marski, Ulrike (Hrsg.)
Der Käshof aus Weipertshofen. Leben und Überleben in einem abgelegenen Gehöft.

Schwäbisch Hall 2001 Broschur 175 S. ISBN: 3980679349 (EAN: 9783980679343 / 978-3980679343)
Häuser Menschen und Museum Bd 2. Hrsg. i. Auftrag d. Vereins Hohenloher Freilichtmuseum