27.04.2009 | VAR-Vollversammlung 2009

Alt-Rothenburg will weiter die Augen aufhalten

 

„Zukunft wird uns bald erreichen“

ROTHENBURG – Die „einstige Musterstadt des Denkmalgedankens“ ist nach Auffassung des Vereins Alt-Rothenburg „eine Liga – oder gar zwei – zurückgerutscht.“ Es gehe seit Längerem um die Frage, wie die historische Stadt – zu deren Geschichte auch das 19. und 20. Jahrhundert gehören – ihre nicht zuletzt durch den Massentourismus bedingten Strukturveränderungen der Altstadt in den Griff bekommt und ihre schutzwürdigen Denkmäler vor Verfall und unbedachter Vernichtung bewahren kann.
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Professor Borchardt wird Ehrenmitglied des Vereins

 

Ehrenmitglied: Prof. Dr. Karl Borchardt.

Auf Vorschlag von 1. Vorsitzenden Bernhard Mall wurde auf der Jahreshauptversammlung 2009 unseres Vereins Professor Dr. Karl Borchardt nach seinem Wegzug nach München einstimmig und unter starkem Beifall zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Er war von 1999 bis 2002 Ausschussmitglied, von 2002 bis 2007 2. Vorsitzender. Vom 1. Mai 2001 bis zum 1. Oktober 2007 leitete er das Rothenburger Stadtarchiv. Aber schon vor dieser Zeit wirkte er für den Verein durch zahlreiche wissenschaftliche Vorträge und Publikationen. Als neben Dr. Ludwig Schnurrer besten Kenner der Rothenburger Geschichte werden wir ihn sehr vermissen, hoffen aber, dass er uns weiter mit Rat und Tat unterstützen wird.

Karl Borchardt (Jahrgang 1956) wurde in Rothenburg geboren, wuchs in Windelsbach (Forstamt) auf und besuchte das Rothenburger Gymnasium. Nach dem Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Würzburg promovierte er bei Prof. Herde über die geistlichen Institutionen der Stadt Rothenburg und ihrer Landwehr. Das monumentale zweibändige Werk, gedruckt auch mit Unterstützung des Vereins Alt-Rothenburg, ist ein Meilenstein unserer lokalen und regionalen Stadtgeschichtsschreibung und wird für immer ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Wissenschaftler und Heimatforscher bleiben. Durch zahlreiche „mittlere“ und kleinere Publikationen zur Geschichte der Stadt und des Landgebietes bereicherte er unser Wissen zusätzlich. Gedankt werden soll ihm auch für die Kooperation mit dem Reichsstadtmuseum, für das er bei einigen interessanten Ausstellungskatalogen mitwirkte.

Teil 1 der beiden Bände zur Habitilation von Prof. Dr. Borchardt: sie sind über das Stadtarchiv in Rothenburg noch in wenigen Ausgaben zu erhalten.

Als ausgewiesener Mittelalterspezialist, der sein Handwerk natürlich von der Pike auf gelernt hat, beackert er viele Forschungsfelder. Seine Habilitationsschrift (1994) befasst sich z. B. mit dem Cölestinerorden. Zu diesem Zweck arbeitete er mehrfach in italienischen und französischen Archiven. Besondere Schwerpunkte sind für ihn jedoch die Kreuzzüge und die Ritterorden, insbesondere der Malteserorden (Johanniter), und die osteuropäische Geschichte. (Letzteres wohl auch bedingt durch die familiäre Herkunft: Sein kantiger, unüberhörbarer ostpreußischer Akzent wird uns fehlen! In beiden Bereichen tritt er auch als Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften und „Wissenschaftsorganisator“ in Erscheinung.

Seine berufliche Laufbahn, bevor und während er in Rothenburg Stadtarchivar war, umfasste u. a. eine Gastdozentur am Deutschen Historischen Institut in Rom, Lehrstuhlvertretungen in München und Würzburg. Bis heute ist er Privatdozent in Würzburg. Als Mitarbeiter der MGH (Monumenta Germaniae Historica) bearbeitete er schon Mitte der 90er Jahre die Briefe des Petrus de Vinea, dem Kanzler des großen Stauferkaisers Friedrichs II. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der MGH setzt er nun seit Oktober 2007 diese Arbeit in München fort.

Der Dank des Vereins Alt-Rothenburg gebührt ihm nicht zuletzt wegen der Organisation unserer wissenschaftlichen Vortragsreihe im Winterhalbjahr. Vor allem seinem Engagement ist es zu verdanken, dass wir immer wieder namhafte Referenten nach Rothenburg locken konnten. Auch bei der Herausgabe unserer Jahresgaben war er natürlich maßgeblich beteiligt. Und als Stadtarchivar hat er unzähligen Benutzern im Büttelhaus geduldig und unaufdringlich geholfen. Abschließend sei ihm dafür gedankt, dass er durch seine sachliche, ruhige Art und seine überlegene Sachkompetenz so manchen hitzigen Diskurs innerhalb unseres Vereins schon in seiner Entstehung merklich gedämpft hat.

Wir hoffen, dass er uns auch zukünftig beraten und unterstützen wird, und wünschen ihm privat und beruflich alles Gute.

Eine genauere Beschreibung seines wissenschaftlichen Werdegangs sowie ein umfangreiches Verzeichnis seiner Schriften zur Geschichte Rothenburgs und seines Umlandes, zur fränkischen Landesgeschichte sowie zu weiteren Forschungsbereichen findet hat Dr. Schnurrer in der „Linde“ veröffentlicht. (90. Jahrgang 2008, S. 49 ff.)

Richard Schmitt

 

Fotostrecke aus der Versammlung