20.11.2009 | 1356 – (K)ein Erdbeben in Rothenburg?

20. November 2009
Thomas Steinmetz

„Das Basler Erdbeben von 1356 und seine Bedeutung für die Zerstörung der Rothenburger Stauferburg“

Das Erdbeben vom 18. Oktober 1356 gehört zu den schlimmsten Naturkatastrophen, die sich in historischer Zeit nördlich der Alpen ereignet haben. Die Stadt Basel wird durch die Erdstösse und die vom Beben ausgelösten Brände verwüstet. In einem Oval von etwa 80 auf 45 km Durchmesser werden um die sechzig Burgen, viele Kirchen und sonstige Gebäude aufs schwerste beschädigt. Auffallenderweise kommen nur wenige Menschen ums Leben. War Rothenburg tatsächlich von diesem Erdbeben betroffen?

Gasthof „Glocke“, Plönlein, Rothenburg o.d.T. | 20.00 Uhr | Eintritt frei.

 

Von der staufischen Reichsburg in Rothenburg ob der Tauber sind heute nur noch geringe Reste obertägig zu sehen, insbesondere die um 1400 umgebaute Blasiuskapelle und die Ansätze der Umfassungsmauern. Errichtet wurde die Anlage durch König Konrad III. (1138-52), der dazu 1142 vom Stift Neumünster den oberhalb Detwang gelegenen Bergsporn eintauschte.

Gedacht als Mittelpunkt staufischer Herrschaft in Franken, diente die Burg als Ausgangspunkt für die Entstehung der Stadt Rothenburg. Als Residenz genutzt wurde die Burg freilich nur unter Konrad III. und seinem Sohn Herzog Friedrich von Rothenburg, der 1167 starb, ferner vielleicht kurzzeitig unter dem 1196 unter dubiosen Umständen zu Tode gekommenen Barbarossa-Sohn und Schwabenherzog Konrad von Rothenburg. Im übrigen diente sie eine Gruppe staufischer Ministerialen als Ansitz.

Diese Burgmannen veräußerten ihre Rechte im 14. Jahrhundert an die Stadt Rothenburg, welche sich vom König schließlich die Genehmigung besorgte, wenigstens den die Stadtmauer bedrohenden Ostturm der Burganlage niederzureißen. Ob die Burg wirklich zuvor durch das Erdbeben 1356 schwer beschädigt worden war, wie in städtischer Überlieferung behauptet, erscheint zweifelhaft.