13.03.2015 | Was ist ein Denkmal?

Vortrag:
„Was ist ein Denkmal?“
Denkmalgeschützte und denkmalwürdige Gebäude, mit besonderem Blickwinkel auf die Gebiete außerhalb der Stadtmauern (Arbeitstitel).

Referent:
Klaus-J. Edelhäuser, Rothenburg ob der Tauber

„Glocke“, Plönlein, Rothenburg ob der Tauber | Eintritt frei

 

Nicht nur „amtlich“ definierte Baudenkmäler

 

prägen Alt-Rothenburgs Gesicht

Klaus-J. Edelhäuser Gewähltes Ausschussmitglied im VAR hielt den interessanten Vortrag.


Vergangenen Freitag (13.03.2015) referierte Klaus Edelhäuser, in der Klingengasse tätiger Bauingenieur (früher Büro Knoll), im Rahmen der winterlichen Vortragsreihe des Vereins Alt-Rothenburg in der gut besuchten „Kelter“ des Gasthofs „Zur Glocke“ über aktuelle Probleme der Denkmalpflege. Edelhäuser hat sich durch die Betreuung zahlreicher Sanierungen von historischen Gebäuden in den einschlägigen Fachkreisen seit langem einen Namen gemacht.

„Baudenkmale in der Zukunft – Ballast oder Bereicherung?“ lautete der Titel seines mit vielen Bildern untermauerten Vortrags. Die Frage: „Was ist ein Baudenkmal?“ kann seiner Ansicht nach nicht einfach damit beantwortet werden, dass man auf alte, künstlerisch oder historisch wertvolle Objekte wie Schlösser, Kirchen oder Rathäuser verweist, die mit ihrem imposanten Aussehen wie selbstverständlich als „Denkmal“ akzeptiert würden. Es gebe auch viele Fälle von eher bescheiden wirkenden Bürger- und Bauernhäusern, auch städtischen Miet- und Geschäftshäusern, bei denen die Summe von Baudetails (Fachwerk, Wandgestaltungen, Fenster, Türen, Öfen usw.) durch ihre Addition ein Denkmal ausmachten. Hierzu gehöre oft auch moderne Architektur oder modernes Design – auch wenn die verwendeten Baumaterialien Beton, Stahl und Glas sind, wie es bei den modernen Rothenburger Schulhäusern des Fall ist. (Realschule, Mittelschule, Gymnasium) Eines der weltweit bekannten Beispiele ist in diesem Zusammenhang das Münchner Olympiaviertel: Das Zeltdach des Stadions als Meisterleistung der Ingenieurskunst, das Olympische Dorf, das BMW-Hochhaus. Mit dem Schlagwort „Denkmäler sind keine Schönmäler“ umriss Klaus Edelhäuser den Stand der aktuellen Diskussion. „Ein Bau muss nicht schön sein, sondern etwas Besonderes.“

Das Bayerische Denkmalschutzgesetz von 1973 beschreibt ein Baudenkmal in Anlehnung an die 1964 verfasste „Charta von Venedig“ folgendermaßen: „Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“ Das ist eine herkömmliche, klassische, wenngleich im Einzelfall immer wieder interpretationsbedürftige Definition. Im Denkmalschutzgesetz steht aber auch: „Zu den Baudenkmälern kann auch eine Mehrheit von baulichen Anlagen (Ensemble) gehören, und zwar dann, wenn nicht jede einzelne dazugehörige bauliche Anlage die Voraussetzungen erfüllt, das Orts-, Platz- oder Straßenbild aber insgesamt erhaltungswürdig ist.“

Hier wird es interessant für Rothenburg. Sowohl für den „Grüngürtel“ um die Stadtmauern als auch für den Bereich des Wiederaufbaus nach 1945 gilt: Nur wenige Einzelbauten sind in der Denkmalliste des Landesamts für Denkmalpflege enthalten. Dennoch tragen sie wesentlich zum Ensemble der Altstadt mit ihrem Vorfeld bei. Schneidet man sie aus dem Gesamtbild heraus, zerstört oder beschädigt man dieses. Klaus Edelhäuser fordert, man möge sich nicht nur um denkmalgeschützte Häuser kümmern, sondern auch um die „besonders schützenswerten“ Gebäude im Kontext des gesamten Stadtbilds. „Ein Ensemble hat auch einen Rahmen.“ Das bezieht sich auf die historistische Bausubstanz am Bezoldweg, am Hornburg-. Toppler- und Friedrich-Hörner-Weg. Solange diese Areale mitsamt ihren für die städtebauliche Entwicklung Rothenburgs oft interessanten Häusern, Gärten und Baumbeständen nicht vor gravierenden Beschädigungen geschützt werden, kann es jederzeit zu weiteren Eingriffen kommen. („Ärztehaus II“ !) Die Regeln für den Umgang mit den möglicherweise „besonders schützenswerten“ Gebäuden vor der Stadtmauer legt allerdings nicht das Landesamt für Denkmalpflege fest. Es berät lediglich. Entscheidungen werden von der Unteren Denkmalschutzbehörde gefällt. Das ist die Stadt Rothenburg.

Im Zusammenhang mit der momentanen „Nachhaltigkeitsdiskussion“ nennt der „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ der Bundesregierung die Aspekte „Ökologie – Ökonomie und Soziokulturelles“ als gleichrangige Kriterien. Also ist auch der Erhalt von kulturellen Werten und eines behaglichen, lebenswerten Wohnumfelds ein definiertes Schutzgut und Schutzziel. Die Stadt Rothenburg besitzt durchaus die die Instrumentarien, die zukünftige bauliche Entwicklung im nicht denkmal- oder ensemblegeschützten Bereich um die Altstadt zu steuern.

Klaus Edelhäuser informierte abschließend über intelligente Lösungen bei der Wärmedämmung bzw. „energetischen Sanierung“ von alten Häusern – es muss nicht immer ein hässliches Styroporkorsett sein, es gibt seiner Meinung nach bessere Lösungen, um bei Altbauten Energie einzusparen.