Judengasse 12

Judengasse 12

Was passiert eigentlich mit der Judengasse 12?
Bekanntlich wurde die Judengasse 12 vom Verein Alt-Rothenburg erworben. Es sind nun einige Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung eingeleitet worden. Hier ein zusammenfassender Bericht des Architekturbüros Knoll und Partner:

Denkmal und Sanierungsobjekt Judengasse 12 (erbaut 1409)

 

Bedeutung

Die Judengasse in Rothenburg zählt in Ihrem historisch erhaltenen Zusammenhang zu den herausragenden Ensemble-Denkmälern der europäischen Baukultur. Die Gebäudestrukturen aus der jüdischen Zeit sind noch in den meisten Gebäuden ablesbar, auch wenn die Erdgeschosse und Fassaden der Häuser oftmals nach der Zeit der Judenvertreibung Anfang des 16.Jh. verändert worden sind.

 

Baugeschichte

Die Häuser Judengasse 10 und 12 wurden als gemeinsames Gebäude mit einem einheitlichen Dachstuhl 1408 (d) im Rahmen der Umsiedlung der jüdischen Gemeinde vom Kapellenplatz und der Stadterweiterung im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens errichtet. Das ehemalige Fachwerk-Erdgeschoss der Judengasse 12 wurde vermutlich im 17./ 18.Jh.in Stein ausgetauscht. An der Ostseite wurde das Gebäude vermutlich im 18.Jh mit dem Aufzugserker (Zwerchgiebel) erweitert. Ob hier bis dahin möglicherweise ein ehemaliger Durchgang – analog dem gegenübergelegenen Fuchsloch – als kurze, fussläufige Verbindung innerhalb der Stadt vorhanden war ist noch zu klären.

 

Sicherung durch Kauf im Jahr 2016

Der Verein hat sich in der Judengasse beispielgebend mit der Instandsetzung der Gebäude Judengasse 15 bis 21 der archivalischen Gebäudemonographien durch Michael Kamp und Christa Jost oder auch der Notsicherung der offenen Grabungsstelle an der Ecke Judengasse/Deutschherrengasse bisher stets stark engagiert. Das Haus Judengasse 12 wurde im Jahr 2002 durch den Verein mit dem Ziel erworben, das seit längerem leerstehende und schadhafte Gebäude vor dem weiteren Verfall zu retten. Somit konnte eine erste Notsicherung noch vor dem Wintereinbruch 2002 erfolgen. Ziel des Vereins Alt-Rothenburg ist es, das Bauwerk zunächst längerfristig zu sichern und ein Konzept für die künftige Instandsetzung zu erstellen.

 

 

Voruntersuchungen

Für einen Teil der notwendigen Voruntersuchungen konnte Herr Kim Keller, Bauingenieur und Student des Masterstudiengangs Denkmalpflege der Otto-Friederich Universität in Bamberg gewonnen werden, der das Denkmal im Rahmen seiner Masterstudienarbeit untersucht. Hierbei erhoffen wir, dass mit der Untersuchung – die teilweise weit über das „Normalmaß“ einer Gebäudeaufnahme hinausgeht, tiefgreifende Erkenntnisse erforscht werden können. Die Voruntersuchung umfasst die folgenden Schritte:

a) Es wird ein verformungsgetreues Aufmaß, mit der Genauigkeit von max. 1 bis 2 cm vom gesamten Gebäude erstellt.

b) Die noch nicht sicher datierte Gebäudeerweiterung an der Ostseite soll mittels eines dendrochronologischen Gutachtens genau ermittelt werden können. Hieraus können wichtige Erkenntnisse über die Baugeschichte, als auch möglicherweise über das spätmittelalterliche Stadtbild gewonnen werden.

c) Alle Schäden im Bauwerk werden auf der Grundlage des Aufmaßes detailiert erfasst und analysiert.

d) Es wird ein statisches Gutachten für die Reparatur des historischen Tragwerkes erstellt. Hierbei wird größte Bedeutung auf die unveränderte Erhaltung aller historischen Bauteile gelegt.

e) Ein Nutzungskonzept soll die Möglichkeiten der Bewohnbarkeit des Gebäudes – ohne Verzicht auf heutigen üblichen Komfort – jedoch unter strikter Rücksichtnahme auf die denkmalrelevante Bausubstanz aufzeigen.

f) Für die Instandsetzung werden die notwendigen Kosten detailiert ermittelt. Durch die exakte Erfassung kann sichergestellt werden, dass später keine angeblich „unverhersehbaren Gegebenheiten“ die Baukosten in die Höhe treiben.

g) Die Voruntersuchungen werden mit der Unterstützung durc h das bayerische Landesamt für Denkmalpflege und dem Städtebauförderungsprogramm der Stadt Rothenburg und der Regierung Mittelfranken durchgeführt.

 

Verein Alt-Rothenburg sichert die Bausubstanz
durch den Kauf des Gebäudes

Im Jahr 2016 wurde das für Rothenburg wichtige Gebäude durch den Verein Alt-Rothenburg erworben und dadurch der Erhalt gesichert.

 

Viel größerer Kulturschatz als erwartet

Rothenburg – Wie die sensationellen Befunde zeigen hat man mit der Übernahme der Judengasse 10 durch das Kulturerbe Bayern auf „das richtige Pferd“ gesetzt. Oder besser gesagt, auf ein mittelalterliches Haus, das sich als einmaliger Kulturschatz entpuppt und nun für rund 1,5 Millionen Euro hergerichtet wird.

André Freud (Israelitische Kultusgemeinde) und Rudolf Himpsl (Kulturerbe Bayern) im Gewölbekeller mit der Mikwe. Fotos: diba

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