21.01.2011 | Neue Bilder aus dem Nachlaß Richard Wagners

Fotografien von Richard Wagner, 2. Teil

Dr. Hellmuth Möhring stellte Fotografien von Richard Wagner vor

 

Richard Wagner und seine Kamera. Foto: © Jochen Ehnes

Vergangenen Freitag (21. Januar 2011) zeigte Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des Reichsstadtmuseums, im Rahmen der winterlichen Vortragsreihe des Vereins Alt-Rothenburg in der bis auf den letzten Platz gefüllten „Kelter“ des Gastshofs „Zur Glocke“ Fotografien aus dem Nachlass von Richard Wagner.

Wagner, dessen Distanz zum Nationalsozialismus schon vor 1945 durchaus bekannt war, wurde bei der Neugründung des Vereins Alt-Rothenburg 1946 als unbelasteter Mann ohne braune Flecken auf der Weste dessen erster Vorsitzender. Das Amt übte er bis 1961 aus.
Dr. Möhring zeigte zu einem großen Teil Bilder der 1945 fast zur Hälfte verbrannten Altstadt. Fotos aus dem Bereich der nach 1900 entstandenen Stadtviertel in Richtung Bahnhof setzten aber zusätzliche Akzente: Die großen Fabrikanlagen von Haag/Saalmüller („HASA-Gelände“) und Wünschenmeyer („Zentro“), das in der Nazizeit erbaute Finanzamt und anderes mehr erinnern daran, dass man Rothenburg nicht auf „das Mittelalter“ reduzieren sollte. Es fehlten auch nicht Dorfidyllen, Aufnahmen von Konfirmationen, Schulklassen, Hochzeitsfotos, die das Leben auf dem Lande in Erinnerung riefen. Die lächerlich-grotesken Festumzüge und Aufmärsche der Nazizeit wurden von Richard Wagner ebenso dokumentiert wie der Wiederaufbau der Stadt nach 1945.

Sein Nachlass ist eine ungemein wertvolle Quelle zur neueren Rothenburger Stadtgeschichte. Den beiden Neffen von Richard Wagner muss für die Überlassung des Bildarchivs (sowie zusätzliche finanzielle Unterstützung) ebenso gedankt werden wie Dr. Möhring für die sachkundige Sicherung und Aufbereitung der alten Fotografien.

 

Bericht vom 1. Teil der Bilderschau Wagners v. 2009

Bilder aus Alt-Rothenburg von Richard Wagner

Im Rahmen der winterlichen Vortragsreihe des Vereins Alt-Rothenburg stellte Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des Reichsstadtmuseums, am vergangenen Freitag (20. 2.2009) die umfangreiche Fotosammlung (ca. 8.000 – 15.000 Aufnahmen!) aus dem Nachlass von Richard Wagner im Gasthof „Glocke“ vor.

Richard Wagners Vater betrieb in Rothenburg ein Uhrmachergeschäft. Sein 1895 geborener, das Alter von fast hundert Jahre erreichender Sohn erlernte das Handwerk des Vaters, profilierte sich aber bald als Optiker und Fotograf. (Den älteren Rothenburgern wird der stets korrekt gekleidete, unverheiratete, im Umgang mit der Damenwelt überaus charmante Junggeselle noch in Erinnerung sein.) Das von ihm betriebene Fachgeschäft am nördlichen Marktplatz besteht noch heute. (Wenige Häuser daneben bestand das Fotogeschäft von Alfons Ohmayer, der Alt-Rothenburg und die Kriegszerstörungen überliefert hat.)

   

 

Richard  Wagner war der erste Vorsitzende des nach dem 2. Weltkrieg neugegründeten Vereins Alt-Rothenburg – er war kein Nazi – und hat in diesem Amt bis 1961 in einer richtungsweisenden Zeit am Wiederaufbau der Stadt mitgewirkt. Sein photographischer Nachlass wurde vor einiger Zeit von seinen beiden Neffen dem Reichsstadtmuseum überlassen. Dr. Möhring hat bisher ca. 3000 auf Glasplatten und Negativen überkommenen Bilder digitalisiert und damit für die Zukunft gesichert.

Richard Wagners Bilder (darunter eine unbestimmte Zahl von älteren Aufnahmen, die ihm möglicherweise von Freunden oder Bekannten – etwa dem Maler Prentzel – überlassen wurden) bilden einen unschätzbaren Bestand an historischen Bilddokumenten zur Baugeschichte der Stadt, zu ihrer Alltagskultur und zu einzelnen historischen Ereignissen. Aufnahmen von Hochzeitsfeiern, Schulklassen oder Umzügen bzw. Aufmärschen in der Stadt sorgten bei den Zuhörern (und vor allem Zuschauern) des Vortrags von Dr. Möhring für Interesse, ja Aufsehen. Nicht zuletzt wurde klar, dass Richard Wagner auch als Fotochronist der Kriegszerstörungen und des Wiederaufbaus bisher nicht angemessen gewürdigt wurde.

Es ist zu hoffen, dass die mühselige, zeitaufwendige Tätigkeit bei der Konservierung und Archivierung der Bilder von Richard Wagner weiterhin Unterstützung finden wird.

Dr. Richard Schmitt